Die Schützenscheibe

Das Schützenwesen & Schützenvereine

Die Entstehungsgeschichte - Teil 1


Schützengesellschaften sind seit etwa 1350 in Nordwesteuropa nachzuweisen. Im Zusammenhang mit dem damals tobenden 100-jährigen Krieg zwischen England und Frankreich brauchte man in den Städten waffenkundige Männer. In dieser Absicht vereinigten sich die ersten Schützen, um die Vaterstädte gegen Angriffe von außen zu verteidigen. Nur in den wenigsten Fällen reichen die Wurzeln einiger Gilden weiter zurück. Hier erfahren Sie die Entstehungsgeschichte von Grund auf.


Erste Rituale bereits vor Christi Geburt

Schon vor Christi Geburt haben wir es, vor allem mit keltischen und frühgermanischen Gilden zu tun, die schon damals ein alljährlichen "Vogelschuss" praktizierten. Man musste einen Vogel aufspüren und der jene, der den Vogel "schlug" wurde schon damals als Schützenkönig geehrt. Dazu gehörten auch eine Prozession und eine feierliche Bestattung des Königsvogels. Dieses frühreligiöse Kultopfer gehört natürlich längst der Vergangenheit an. Ein Schlussgelage jedoch, für das damals der König aufkommen musste, wird sicherlich der ein oder andere noch kennen.

Macht und Besitz – die kath. Kirche und ihre Begehrlichkeiten

Der katholischen Kirche war dieser heidnische Kult natürlich ein Dorn im Auge. Mit der immer größer werdenden Macht der Kirche wurde der Brauch verboten und geriet allmählich in Vergessenheit. Erst um Mitte des 13. Jahrhunderts, als die Vormachtstellung der Kirche deutlich zurückging, griffen Schwurbruderschaften und Schützengilden den Brauch auf und ließen ihn wieder aufleben. Schlagstöcke und andere primitive Waffen hatten nun ausgedient, denn die Wehrbürger, welche Plünderungen und Überfälle auf ihre Städte verhindern sollten, trainierten jetzt mit modernen Waffen wie Pfeilbogen und Armbrust. Zum täglichen Übungsziel wurde ein hölzerner Vogel, der auf den damaligen Schießplätzen in Erscheinung trat, doch den sogenannten "Schützenvogel" löste dann nach und nach die Schießscheibe ab.

Mann musste sich zur Wehr setzen!

Mit der Zeit wurde das militärische Interesse von Belange. Das Fußvolk, der Gildeschützen setzte sich gegenüber den schwer gepanzerten Ritterheeren zunehmend durch. Zu den Zeiten, als das Kriegsgeschehen einmal abflaute, tauchten erneut die Schießspiele wieder auf und es fand das Vogelschießen statt. Man orientierte sich an der Vergangenheit, und so wurde der Vogel das höchste Würdezeichen der Gilde. Um das 16. Jahrhundert nahmen Macht und Einfluss der Schützengesellschaften zu. Ihr Reichtum wuchs und Kostbarkeiten sammelten sich an. Das Ansehen bei der Obrigkeit und in der Gesellschaft war ungebrochen - Steuerbefreiungen, Sonderrechte für den Schützenkönig zeugten von diesen Vorrechten. Es gab sogar elitäre Statuten, die es möglich machten, Bewerber zurück zuweisen.

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Wertvolle Kulturgüter verschwanden – eingeschmolzen!

Nach dem Aufstieg folgt bekanntlich der Niedergang – den Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) überdauerten nur wenige, und auch nur mit knapper Not. So gingen Gold- und Silberschätze mehr und mehr in den Besitz von Behörden über. Schützengesellschaften besaßen keine Privilegien mehr, selbst die Waffen wurden ihnen abgenommen, die Edelmetalle wurden eingeschmolzen, um damit Soldaten anzuheuern. Selbst mit diesem Vorgehen ließ sich aber auch der Untergang so mancher Stadt nicht verhindern. Und am Ende eines schier endlosen Krieges war von Schützengilden kaum noch die Rede. Es grenzt schon fast an ein Wunder, dass es gegen Ende des 17. Jahrhunderts, doch noch zaghafte Versuche gab, Schützengesellschaften ins Leben zurückbringen. Doch in den Augen der Obrigkeit, welche zu kühlem Vernunftdenken neigte, war das "Vogelschießen" nur noch ein Sinn- und zweckloses Treiben. Somit Beschäftigte man die Schützen kurzerhand mit Brandbekämpfungs- und Polizeidiensten. Die alten Feste und Bräuche konnten auch wieder gefeiert werden, sie durften allerdings die Staatskassen nicht belasten. Trotz aller Pessimisten, lebte nun also das Schützenwesen doch wieder auf, und zwar mit einer Vitalität, wie es keiner für möglich hielt. Die führenden Schützenvereine entwickelten eine bemerkenswerte Strategie, um sich immer den neuen Zeitabschnitten anzupassen. Nur so konnten Schützengilden so lange Zeit überleben.